Deutsche Bevölkerung steht dem Tiefenlager kritischer gegenüber als die Schweizerinnen und Schweizer
Stadel, 22.6.2025. Am Samstagvormittag, 21. Juni, fand im Neuwis-Huus in Stadel die vierundzwanzigste Vollversammlung der 3. Etappe des Sachplanverfahrens geologische Tiefenlager der Regionalkonferenz Nördlich Lägern statt. Es nahmen 71 Mitglieder teil. Hauptthemen waren die komplette Dokumentation der Rahmenbewilligungsgesuche der Nagra, das Monitoring sowie die Vorstellung neuer Kulturgäste.
Maurus Alig, Nagra, stellte die Website www.drbg.ch vor, auf der die Nagra sämtliche Dokumente der Rahmenbewilligungsgesuche für das geologische Tiefenlager und die Brennelementverpackungsanlage der Öffentlichkeit zugänglich macht. “Die Nachvollziehbarkeit ist uns ausserordentlich wichtig”, führte er aus, deshalb werden künftig auch alle Stellungnahmen der Akteure, wie auch die Fragen an die Nagra inklusive Antworten, auf dieser Plattform transparent aufgeführt.
Rebekka Bärenbold, BFE, informierte anschliessend über das Monitoring 2024, das die Auswirkungen des Tiefenlagers auf Wirtschaft und Gesellschaft der Region untersucht. Ihr Fazit: Die Mehrheit der Befragten sieht zurzeit keinen Einfluss der geplanten Kernanlagen auf Zusammenleben und Stimmung.
In Nördlich Lägern befürworten 23 % der Befragten das Tiefenlager, 36 % lehnen das Vorhaben ab. Dazu kommen 25 %, die Argumente für und gegen das Tiefenlager sehen und 12 %, die sich noch keine Meinung gebildet haben. Die Befragten in den deutschen Teilen der Standortgebiete stehen dem Tiefenlager deutlich kritischer gegenüber als jene in der Schweiz. Der Bericht zum Monitoring ist auf der Website des BFE abrufbar.
Als dritter Input berichtete Stefan Jordi vom BFE über das Tiefenlagerprojekt in Schweden, wo mit dem Bau des Tiefenlagers 2028 begonnen werden soll.
Streichquartett als dritter Kulturgast in Nördlich Lägern
Als Teil des Zielbildes Nördlich Lägern 2050 lädt die Regionalkonferenz regelmässig Kulturschaffende ein, die das Thema Tiefenlager künstlerisch begleiten. Als dritter Kulturgast nach Schriftsteller Thomas Meyer und der Fotografin Gina Held wurde das 1996 gegründete CasalQuartett begrüsst. Die vier Künstler mit internationalem Renommee spielten zum Auftakt ihres Wirkens in der Region das Stück «Castillo Interior» des lettischen Komponisten Peteris Vasks (*1946). «Das Streichquartett als eines der flexibelsten Musikformen der Kulturgeschichte, ist grenzenlos stilistisch wandelbar, eröffnet Denkräume und widerspiegelt Emotionen und Widersprüche des menschlichen Daseins. Insofern sehen wir viele Parallelen mit der epochalen Herausforderung der Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle, die noch zahllose Generationen beschäftigen wird.», äusserte sich Markus Fleck zur Motivation, das Kulturgast-Engagement der Regionalkonferenz anzunehmen.