Nagra schlägt Nördlich Lägern als Standortregion für ein Tiefenlager vor
Bülach, 12. September 2022: Heute hat die Nagra bekanntgegeben, dem Bundesrat Nördlich Lägern als Region für ein Tiefenlager für hochradioaktive wie auch für mittel- und schwachradioaktive Abfälle vorzuschlagen. Ein entsprechendes Rahmenbewilligungsgesuch soll für den Standort Stadel/Haberstal bis 2024 eingereicht werden. Für die Akzeptanz des weiteren Prozesses wird nun neben der Nachvollziehbarkeit des Vorschlags auch entscheidend sein, wie sich die Diskussionen mit den entsorgungspflichtigen AKWs betreffend Verhandlungen über die finanziellen Abgeltungen zugunsten der Standortregion gestalten.
An der heute in Bern durchgeführten Medienkonferenz begründete die Nagra ihren Standortvorschlag mit den am günstigsten geologischen Verhältnissen in Nördlich Lägern. So seien unter anderem die Abstände des Wirtsgesteins Opalinuston zu wasserführenden Schichten wie auch die Flexibilität der möglichen Lageranordnung am grössten. Im Gegensatz zur Beurteilung von 2015 habe sich durch zusätzliche Tiefenbohrungen und die 3-D-Seismik gezeigt, dass die Dichtigkeit des Gesteins eine hohe Qualität aufweise.
„Klar ist, dass niemand ein Tiefenlager vor seiner Haustür will, mit diesem Entscheid mussten wir aber rechnen“ meint Hanspeter Lienhart, Präsident der Regionalkonferenz. „Dass auch unsere Region für ein Tiefenlager geeignet ist, war mit Beginn der regionalen Partizipation im September 2011 klar. Offen blieb bis heute aber, ob die anderen beiden untersuchten Regionen geeigneter sind. Die Suche nach einem Standort für ein Endlager unserer radioaktiven Abfälle erfolgt nach dem Prinzip der höchstmöglichen Sicherheit. Die Tatsache, dass Nördlich Lägern nun als bevorzugter Standort eines Tiefenlagers in Frage kommt, müssen wir wohl oder übel zur Kenntnis nehmen. Das Sicherheitsrisiko für unsere Region wird jedoch minimiert durch den Vorschlag der Nagra, die Verpackungsanlage für radioaktive Abfälle, also die „heisse Zelle“, beim Zwilag in Würenlingen zu erstellen“.
Abgeltungen zentral für die Akzeptanz des weiteren Prozesses
Das Sachplanverfahren geologische Tiefenlager sieht vor, dass die Standortregion und der Kanton Zürich sowie die von der Verpackungsanlage betroffene Gemeinde Würenlingen und der Kanton Aargau gemeinsam mit den Entsorgungspflichtigen Verhandlungen über Abgeltungen, also finanzielle Entschädigungen zugunsten der Standortregion, führen sollen. «Damit sich die Bevölkerung unserer Region vom weiterlaufenden Prozess bis zum Bau eines Tiefenlagers nicht abwendet, ist der Verlauf der geforderten Verhandlungen zentral. Die Entsorgungspflichtigen könnten ihre Aufgabe nur dann erfüllen, wenn eine Region bereit ist, eine massgebliche Leistung zur Lösung einer nationalen Aufgabe zu erbringen», meint Hanspeter Lienhart.
Aufgaben der Regionalkonferenz
Der Bundesrat wird voraussichtlich 2029 entscheiden, ob das Tiefenlager tatsächlich in der Region Nördlich Lägern gebaut wird. Bis dahin erwartet die Regionalkonferenz noch viel Arbeit. Zuerst wird es darum gehen, die Begründung der Nagra für ihren Standortentscheid Nördlich Lägern genau zu studieren. Anschliessend werden sich die Fachgruppen «Oberflächeninfrastruktur», «Sicherheit», «Regionale Entwicklung» und «Infrastrukturgemeinden» verschiedenen Aufgaben widmen, über die an der kommenden Vollversammlung der Regionalkonferenz, am 14. September, 18.30 Uhr, in der Stadthalle Bülach, Allmendstrasse 8, informiert wird. Weitere Bevölkerungskreise und Medienvertreter sind dazu gerne eingeladen.
Informationsveranstaltungen
In Stadel, am 13. September, 20.00 Uhr, Neuwishuus
Am 31. Oktober 19.00 Uhr findet im Hotel Riverside in Zweidlen-Glattfelden eine Informationsveranstaltung statt, an dem neben Bundesrätin Sommaruga auch Behördenmitglieder der Kantone und aus Deutschland, sowie des BFE, der Nagra und des ENSI teilnehmen.