ENSI schickt Nördlich Lägern in Etappe 3

Am 14. Dezember hat das Eidgenössische Nuklearinspektorat (ENSI) bekannt gegeben, dass es die Region Nördlich Lägern bei der Suche für ein Tiefenlager für hochradioaktive wie auch für mittel- und schwachradioaktive Abfälle weiter untersuchen will. Damit stellt sich die Aufsichtsbehörde gegen die Empfehlung der Nagra, welche Nördlich Lägern nicht in die Etappe 3 des Sachplanverfahrens nehmen wollte.

Anfang 2015 beantragte die Nagra bei den Bundesbehörden, die Standortregion Nördlich Lägern wegen ungünstigem Platzangebots in der bevorzugten Tiefe zurückzustellen. Dem Eidgenössischen Nuklearinspektorat (ENSI) reichten die eingereichten Unterlagen nicht und es forderte weitere Unterlagen. Die Nagra erfüllte diese Forderungen mit einem 700seitigen Bericht, in dem sie an ihrer Beurteilung festhielt. Heute nun teilt das ENSI mit, dass es Nördlich Lägern weiter als möglichen Standort für ein Tiefenlager untersuchen will. Somit dürfte die Region zusammen mit Jura Ost und Zürich Nordost in Etappe 3 des Sachplanverfahrens kommen. Definitiv entscheiden wird der Bundesrat 2018.
Die Experten des ENSI sind übereinstimmend zum Schluss gekommen, dass die Beurteilung der Nagra zur maximalen Tiefenlage und des Platzangebots eines möglichen Endlagers auf Grund einer unvollständigen Datengrundlage erfolgt sei. Das ENSI bezeichnet die von der Nagra in diesem Zusammenhang getroffenen Annahmen als viel zu pessimistisch; sie seien deswegen nicht belastbar. Ebenso sei laut ENSI unklar, ob die von der Nagra angenommene Störungszone das Platzangebot eines Tiefenlagers tatsächlich einschränke. Deshalb soll die jetzt durchgeführte 3D-Seismik ausgewertet werden. Ebenfalls müssen auch in Nördlich Lägern, wie in den anderen verbleibenden Standorten, Probebohrungen durchgeführt werden. So erst könne eine vergleichbare Datengrundlage erstellt werden. Aus diesem Grund empfiehlt das ENSI, Nördlich Lägern in der dritten Etappe weiter zu untersuchen. Das detaillierte Gutachten wird im Frühling 2017 vorliegen.

Hanspeter Lienhart, Präsident der Regionalkonferenz Nördlich Lägern, kann den Entscheid des ENSI nachvollziehen: „Die Suche nach einem möglichst geeigneten Standort für ein Endlager unserer radioaktiven Abfälle erfolgt nach dem Prinzip der höchstmöglichen Sicherheit. Die bittere Pille, dass unsere Region infolge noch nicht genügender Untersuchungen im Untergrund nun weiter als möglicher Standort eines Tiefenlagers in Frage kommt, müssen wir wohl oder übel schlucken“.

Die Leitungsgruppe von Nördlich Lägern wird sich in ihrer heutigen Sitzung mit dem Entscheid des ENSI auseinandersetzen. Am 21. Januar wird die Vollversammlung der Regionalkonferenz informiert. Hanspeter Lienhart sagt dazu: „Bis jetzt war für uns der Nagra-Entscheid zur Zurückstellung nachvollziehbar. Wir sind jedoch keine Experten und vertrauen darauf, dass die Aufsichtsbehörde hier nach dem auch für uns geltenden höchsten Grundsatz der Sicherheit entschieden hat. Dies ist für uns Voraussetzung, weiterhin Vertrauen in den Prozess des Sachplanverfahrens zu haben.“